Als der Osterhase verschlief

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„Na dann. Gute Nacht. Und vergiss nicht, dir den Wecker zu stellen“, sagte der Weihnachtsmann zum Osterhasen und winkte Meister Langohr noch einmal zu, ehe er sei-nen großen Geschenkesack über die Schulter warf und durch den Schnee davon stapfte.
Der Osterhase, erkennbar an seinem bunt gefärbten Ohrspitzen, hoppelte in seinen Bau, kroch unter seine Bettdecke und warf noch einmal einen Blick auf den großen Wecker. Er war angeschaltet. Zufrieden schloss Meister Langohr die Augen und das Letzte, was man aus seinem Bau für dieses Jahr vernehmen konnte, war ein lautes Gähnen.

Ring – Dong! Ring – Dong! Der gelb, rot, grün gepunkte-te Wecker klingelte laut und hüpfte dabei über den Nachttisch, jedem müden Schlag des Osterhasen ge-konnt ausweichend. Mit noch halb zugekniffenen Au-gen setzte sich der Hase auf. Da gab der Wecker Ruhe. Meister Langohr streckte sich und wackelte mit dem bu-schigen Schwanz. War es echt schon wieder so weit? Er trat an die Wand, blätterte den Kalender um und fand den dick rot eingekreisten Termin. Ostern. Sein wichtigs-ter Termin. Er stand immer vier Wochen vorher auf, um die viele Arbeit zu erledigen. Sieben Tage backte er Ku-chenlämmer. Sechs Tage musste er Körbe flechten. Fünf Tage machte er Schokolade. Vier Tage besorgte er Eier. Drei Tage färbte er sie. Zwei Tage brauchte er um alles einzupacken. Und an einem Tag versteckte er alles.
Doch, was war das? Etwas stimmte nicht. Der Wecker zeigte einen anderen Tag, als es sein sollte. Der Oster-hase sah zwischen Wecker und Kalender hin und her. Oh nein! Er hatte vergessen den Wecker neu einzustel-len! Ostern war dieses Jahr viel früher, als im letzten. Das hieß… Der Osterhase ging die Tage am Kalender durch, indem er kurz auf jeden einzelnen Tag tippte. Sein Finger stoppte auf dem Tag, auf den der rot einge-kreiste folgte. Ostern war schon morgen! Wie sollte er das nur alles schaffen?
Panisch sprang er durch seinen Bau. Mit den Füßen rührte er den Teig an, mit den Händen flocht er einen Korb und mit dem Mund hielt er schon den Pinsel für das Anmalen. Doch es fehlten die Eier! Meister Langohr ließ alles fallen und flitzte zum Ausgang. Er sprang mit solch einer Wucht aus seinem Bau, dass er nicht mehr stoppen konnte und gegen ein riesiges Paket krachte. Eine grüne Schleife löste sich. Rotes Geschenkpapier fiel zu Boden und enthüllte einen großen Korb voller bunter Eier. Am Griff hing ein Zettel auf dem Stand: „Damit du mal entspannter in den Frühling startest. Dein Freund W-Mann.“
Der Osterhase seufzte tief und sagte: „Danke lieber, gu-ter Weihnachtsmann.“