Weltenquell

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Ich bin da. An jenem Ort. An dem alles beginnt. Nichts umgibt mich. Ich bin nichts. Tastend in die Endlosigkeit, bis ich endlich etwas zu greifen bekomme. Einen kleinen Funken. Mich. Sollte ich nicht eine Form haben? Rund, kantig, hoch. Sollte ich nicht mit mehr wahrnehmen, als mit meinen Händen?
Ich öffne die Augen. Das Nichts, das ich sehe, bezeichne ich als Dunkelheit. Gibt es etwas dagegen?
Blendendes Weiß umflutet mich. Nein, es gehört dazu. Doch da muss mehr sein. Mehr als Schwarz oder Weiß. Viele kleine Schattierungen.
Sie sorgen dafür, dass das eine, ins andere übergeht. Es gibt keinen Bruch und keinen Halt, aber noch mehr Vielfalt. Wenn ich etwas weglasse oder hinzufüge entstehen sie: Farben. Durch lange Strahlen malen sie Punkte in die Dunkelheit. Das sind für mich die Sterne.
Hunderte davon blitzten auf. Nur wenige davon stehen alleine. Die meisten glänzen gemeinsam. Einige scheinen ihr Licht niemanden zu geben. Bis man weit genug sieht, um zu erkennen, dass dort verschiedenste Begleiter kreisen.
Ich nenne sie Planeten. Mal mit Ringen, mal von kleinen Begleitern umgeben, einen oder zwei. Vielleicht auch mehr. Die, die mir besonders nah erscheinen, bezeichnete ich als Welten. Sollte es auf diesen nicht mehr geben?
Mehr als schroffe Bergspitzen, die aus gelben Wüsten ragen? Blaues Nass, das sich seine Wege von den Felsen bahnt, bis es sich mit seinesgleichen trifft und sich vereint zu einem Meer.
Und über das Meer treibt etwas, das man spüren kann. Mal als Hauch, mal als Sturm, der dunkle Wolken mit sich trägt. Doch wer sollte ihn fühlen? Ich glaube, etwas, dass Leben heißt.
Vom saftigen Grün der Wiesen, bis zu den höchsten Spitzen gigantischer Wälder, zeigt es seine Vielfalt.
Sollte es sich nicht bewegen können? Ich meine mehr als im Wind? Warum nicht? Wälder, die über Landstriche ziehen, bis sie die Küsten der Kontinente erreichen. Und dann? Und dort? Könnte es nicht auch dort Leben geben? Vielleicht eine andere Art von Leben?
Große Tiere, die mit ihren massigen Leibern durch die Wellen pflügen, Teil der Wellen sind und selbst zu Wellen werden. Sie erreichten die Grenzen des Meeres und sehen die Wälder. Wünschen sie sich nicht, zwischen ihnen zu wandeln?
Wenn sie zu Füßen der Bäume stehen, blicken sie hinauf. Ein jedes Blatt sieht anders aus, hat seine eigenen Farben, seine eigene Form. Sanft schweben sie zu Boden und in dem Augenblick, indem sie ihn berühren, wachsen sie zu etwas anderem. Werden zu Wesen, die ihre eigenen Vorstellungen in sich tragen. Wie könnten sie unterschiedlicher und vielfältiger sein?
Die Zwerge gehen, in die Berge und wecken dort die großen, feurigen Wesen aus Stein. Bei den Bäumen bleiben die hochedlen Elfen und bauen ihre Wohnungen in die Kronen. Bringen sie nicht etwas Neues in diese Welt? Etwas, das man wahrnehmen sollte, wie nichts anderes zuvor?
Stimmen, leise flüsternde Worte, getragen vom Wind und in Träumen vereint zu einer Melodie. Viele hören sie. All die verschiedenen Wesen, die auf der Welt wandeln. Wer von ihnen wird das Gesicht der Welt am meisten wandeln?
Die Menschen. Ihre Siedlungen wachsen immer größer. Die Wege zwischen ihnen schlängeln sich immer breiter durch die Länder. Immer mehr davon. Schiffe setzen die Segel und sie brechen auf über die Wellen der Meere, hin zu neuen Welten. Streben sie nach noch mehr?
Ja. Sie wollen verstehen, erklären. Aber gibt es da nicht Dinge, die sich dagegen sträuben, erklärt zu werden? Gewiss. Vielleicht ist es ja …? Magie?
Woher sie kommt, wird sich nicht ergründen lassen. Vielleicht aus dem kleinen Funken, der das Leben darstellt. Oder aus dem Feuer der Leidenschaft, das jeden mit sich reißt. Aber sie verändert das Leben. Macht es geheimnisvoller. Einige beherrschen sie, andere werden von ihr beherrscht. Und doch macht es keinen Unterschied.
Nicht nur die Drachen werden von ihr in die Lüfte gehoben. Mit weiten Schwingen steigen sie zu den Wolken empor und darüber hinaus. Greifen nach den Sternen, von deren Feuer sie angezogen werden.
Mit hohen Türmen versuchen die Menschen ihnen zu folgen. Mit starken Mauern, ihnen zu trotzen. Sollten sie nicht sehen können, was ihnen zum Frieden verhilft?
Nein. Sie sehen erst einmal nur die Zeit, die war, erahnen was kommt und sehen fassungslos zu, wie es ist. Die Elfen entschwinden, begeben sich auf eine neue Reise. Vielleicht verschwindet mit ihnen die Magie? Oder sie wird nur verkannt und anders genannt. Was mag ihr Name sein?
Technik? Sie entwickelt sich, verändert erneut das Gesicht der Welt. Verändert das Gesicht der Menschen. Sollten sie auf ihre Welt beschränkt bleiben?
Vielleicht wäre es besser, aber so ist es nicht. Ihre metallenen Schiffe beginnen zwischen den Sternen zu reisen. Mit ihnen macht sich die Neugier auf den Weg. Einem Weg in die Zukunft und in die Vergangenheit. Grenzen und Ängste werden überwunden. Sollten sie nicht etwas finden?
Hinter der Unendlichkeit verborgene Welten, mit Lebewesen, die ihnen so fremd und doch ähnlich sind. Phänomene schier unermesslicher Energie, die ihnen das reine Staunen entlocken. Aber würden die Wesen der Welten nicht auch auf Gefahren stoßen?
Bestimmt. Gefahren von kosmischen Katastrophen, übertrieben starren Meinungsunterschieden und zerstörerischer Selbstüberschätzung. Würden sie sich nicht selbst vernichten?
Sicherlich. Viele Male. Aber immer wird etwas bleiben. Eine kleine Erinnerung, eine Spur. Und aus den Ruinen können andere auferstehen und den Welten ein neues Leben schenken. Vielleicht würden sie zurückkehren und das, was sie längst vergessen haben, als etwas Neues entdecken. Und dann finden sie vielleicht auch ihren Frieden.

Es gibt viele Welten. Mit jedem Gedanken, den du denkst, werden sie ein wenig größer. Denn auch du bist der Weltenquell.